Das dunkle Kind by Margaret Forster

Das dunkle Kind by Margaret Forster

Autor:Margaret Forster [Forster, Margaret]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783037900550
Herausgeber: Oetinger E-Books
veröffentlicht: 2014-02-10T05:00:00+00:00


Als Julia älter wurde, hatte sie weiterhin häufig mit Iris’ Töchtern zu tun, vor allem mit Elsa, der Älteren. Elsa liebte Julia, sie quietschte vor Freude, wenn Julia kam, sprang in ihre Arme und umarmte sie stürmisch. »Du bist ihr Liebling«, sagte Iris, »du bist ihr Idol, Julia.« Zunächst gefiel es Julia, ein Idol zu sein. Sie fand es angenehm, bewundert zu werden. Doch als Elsa größer wurde und sich zu einem wahren Energiebündel entwickelte, das so viel mehr von ihrem Idol erwartete und lauter Spiele spielen wollte, die mit der Zeit langweilig wurden, fand sie das Zusammensein mit ihr weniger angenehm. Elsa konnte nie stillsitzen. Als Vierjährige war sie tatsächlich nur still, wenn sie schlief. »Komm, Julia!«, rief sie und versuchte Julia in den Garten zu zerren, wenn sie sich eigentlich lieber auf dem Sofa niedergelassen hätte. »Ich könnte dir eine Geschichte vorlesen«, schlug sie vor, doch Vorlesen interessierte Elsa nicht. Während sie Julias Zeit immer mehr in Anspruch nahm, ließ Julias Energie immer weiter nach. Sie war inzwischen ein Teenager und hatte keine Lust, ständig herumzuhüpfen oder Elsa durch den Garten zu jagen. Immer häufiger sagte sie zu ihrer Mutter, sie habe keine Lust, zu Iris zu gehen, es sei zu anstrengend, ständig nach Elsas Pfeife zu tanzen.

Ihre Mutter war ziemlich schockiert. »Anstrengend? In deinem Alter? Also wirklich, Julia, das ist doch lächerlich. Du kannst sagen, du hast keine Lust mehr, mit Elsa zusammen zu sein, aber doch nicht behaupten, angestrengt zu sein. Das ist doch bloß eine Ausrede.« Julia zuckte mit den Schultern. Natürlich war es eine Ausrede, aber ihre Mutter hätte sie nicht unbedingt darauf hinweisen müssen. »Jedenfalls«, sagte ihre Mutter knapp, »musst du über diese sogenannte Anstrengung hinwegkommen, weil Elsa nämlich in der nächsten Woche bei uns sein wird.«

»Bei uns?«, sagte Julia. »Du meinst mit Übernachtung und allem?«

»Ja. Das ist das doch Mindeste, was wir tun können. Maureen kann sich nicht um beide kümmern, und Fran ist unkomplizierter, deshalb habe ich angeboten, dass Elsa zu uns kommt, Iris soll sich keine Sorgen machen. Elsa weiß noch nichts davon, es würde sie zu sehr aufregen. Sie wird begeistert sein.«

Iris musste ins Krankenhaus, wegen einer Operation. Julia hatte nur eine vage Vorstellung, was eine Operation bedeutete, doch als sie sich laut fragte– ihre neueste Methode, auf subtile Art Fragen zu stellen–, ob Iris ein Bein oder sonst etwas amputiert werde, und ihre Mutter Nein sagte, atmete sie auf. Die mysteriöse Operation blieb mysteriös, und Julia stellte keine weiteren Fragen. Ihr wurde nur gesagt, wenn Elsa komme, solle sie ja nichts von wegen Krankenhaus oder Operationen erwähnen, sondern, falls Elsa nach ihrer Mummy frage, einfach nur sagen, sie komme bald wieder nach Hause.

Elsa fragte kein einziges Mal nach ihrer Mutter. Sie war vollends glücklich, mit Julia zusammen zu sein, der sie überallhin folgte, selbst ins Bad, was Julia äußerst verlegen machte, zum Ärger ihrer Mutter, die sie belehrte, dass Urinieren und Defäkieren ganz natürliche Körperfunktionen seien, die man vor Kindern nicht geheim halten müsse. Das machte Julia wütend,



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